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«Ist die etwas verrückt?»

Elena Willi

Komplett Gänsehaut von Sophie Passmann (2021)


Zugegeben, ich habe dieses Buch nicht gelesen. Ich habe es gehört. Eigentlich bin ich unendlich schlecht darin, Hörbücher zu folgen. Nach spätestens zwei Minuten schweife ich ab und gehe irgendeinem meiner Gedanken nach. Wenn mich mein Bewusstsein dann wieder daran erinnert, dass ich eigentlich gerade eine Geschichte höre, ist meist schon zu viel passiert, dass ich nicht mehr folgen kann. Deshalb kann ich eigentlich nur die Harry Potter Hörbücher hören, denn diese Geschichte kenne ich in- und auswendig.


«Komplett Gänsehaut» von Sophie Passmann hat es aber irgendwie geschafft, meine Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen und diese dann auch zu behalten. An einem schönen Herbstmorgen schlendere ich durch die Winterthurer Altstadt. Die Luft riecht nussig, sie ist so frisch, dass ich meinen Atem sehe und in meinen Ohren tönt Sophie Passmanns Stimme.





Die deutsche Autorin liest ihre Geschichte selbst. Das hat den grossen Vorteil, dass die Geschichte dadurch noch näher und echter wirkt. Schliesslich weiss wohl niemand so gut wie die Autorin, wie sie ihre Pointen betonen würde. Von Letzteren gibt es viele und meistens nimmt sie sich darin gleich selbst mit auf die Schippe: Sich und eine Generation, von der sie manchmal lieber kein Teil wäre, aber wer kann dem schon entkommen? .


So gehe ich also, Sophies Worten ganz Ohr, an diesem Herbstmorgen durch die Stadt und muss immer wieder lachen. Die Leute um mich schauen mich irritiert an. So, wie wenn man mit Kopfhörern telefoniert und die Leute sich fragen, ob man gerade ein Selbstgespräch führt. «Ist die etwas verrückt?», glaube ich aus ihren Blicken zu lesen.


Es ist selten, dass mich ein Buch oder ein Hörbuch so zum Lachen bringt, dass ich tatsächlich einen Laut von mir gebe. Bis dahin hatte das nur Marc Uwe-Kling mit seinem Känguru geschafft. Mit Sätzen wie: »Pathos und Scham. Wenn man diesen beiden Gefühlen Sneaker anzieht, hat man jede Jugend.«, hat sie meinen Humor getroffen.


Passmann, die ebenfalls journalistisch tätig ist und beispielsweise für das Zeitmagazin schreibt, schildert Anekdoten aus ihrem Leben. Nach einem Abend mit Freunden stehen wir zusammen mit Sophie in der Küche. «Was soll das alles eigentlich bringen?», fragt sie sich. Stundenlange Gespräche, über eine bessere Welt, nur damit wir es am folgenden Tag doch wieder in gleiche Fahrwasser geraten und Fleisch essen - ausnahmsweise versteht sich.


Nach drei Stunden und 21 Minuten ist die Satire mit Sophie Passmann zu Ende. Doch wer ihrer Stimme gerne noch weiter lauschen möchte und ein Spotify-Abo hat, kann gleich zu ihrem anderen Buch «Alte weisse Männer» wechseln.


Tschäse und Bussi

Elena



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