Musenküsse – die täglichen Rituale berühmter Künstlerinnen von Mason Currey (2019)
Ich bin gerne alleine in Museen. Dann kann ich mir genauso viel Zeit für die Ausstellung nehmen, wie ich brauche. Ewig oder nur ganz kurz vor Kunstwerken stehen bleiben, kann Pausen machen, wenn es nötig ist.
Das Buch «Musenküsse» von Mason Currey habe ich im Leopold Museum in Wien gekauft. Das kleine, grüne Buch lag in Mitten von grossen und dicken Bildbänden, Ausstellungskatalogen und Biografien der ausgestellten Künstler*innen. Vielleicht gerade wegen seiner Andersheit, ist es mir in die Hände gefallen.
Auf jeweils vier bis sechs Seiten gibt Currey gibt Einblick in die Rituale und das Denken von Künstlerinnen. «Wie ein kleines Museum des Alltags», dachte ich damals in Wien. Einige der Texte las ich noch im Shop und war amüsiert und fasziniert von den Fakten aus den Leben der Frauen, von denen mir einige unbekannt waren. Wie beispielsweise die Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz oder die Schriftstellerin Hilary Mantel.
Coco Chanel trank abends jeweils Wein mit ihren Angestellten. Patti Smith sieht sich besonders gerne Krimis im Fernsehen an. Die Journalistin Dorothy Thompson nahm ihren Antrieb zum Schreiben aus der Frustration über die chronische Unfähigkeit der Menschheit. Und für die deutsche Pianistin Clara Schumann stand nachdem sie Mutter wurde trotzdem über 100 Mal auf der Bühne, auch wenn ihr Mann ihr kaum eine Unterstützung Zu Hause war.
Vor diesem Band der «Musenküsse» sind bereits zwei andere erschienen, die jedoch nicht ausschliesslich Künstlerinnen beinhalten. Im Vorwort zu der komplett weiblichen Ausgabe schreibt Currey: «Heute ist mir jedoch klar, dass die beiden Bände einen eklatanten Fehler hatten...» Damit meint er die unterdurchschnittliche Frauenquote von 19 Prozent. Oder anders gesagt, die kleine Anzahl von insgesamt 33 porträtierten Frauen, denen 143 Männer gegenüberstehen. Zum Glück hat sich Currey entschieden, diesem Umstand entgegen zu wirken. Sonst wäre ich vielen der beschriebenen Frauen wohl nie begegnet.
«Musenküsse» liegt auf meinem Nachttisch-Bücherstapel neben meinem Bett. Wann immer ich Lust auf einen Ausflug ins Alltags-Museum dieser Frauen habe, zücke ich es und schlage es irgendwo auf. Wie im Museum kann ich selbst entscheiden, wie viele Texte ich lese, und ob ich noch weiter zu den Persönlichkeiten nachforschen will.
Die Texte lassen mich teilweise auch etwas wehmütig zurück. Oft würde ich gerne etwas mehr über die Künstlerinnen wissen, gar mit ihnen einen Kaffee trinken gehen und von Angesicht zu Angesicht mit ihnen sprechen. Stattdessen bleibe ich wie in einem Museum Betrachterin ihrer Leben, in die ich eintauchen kann, wann immer ich will.
Tschäse und Bussi
Elena
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